Narrativ entwickeln

Kurzbeschreibung

Ein Narrativ ist eine kurze Erzählung, die Sinn und Orientierung stiftet.

Funktionsweise und Leistung

Es handelt sich dabei um eine rhetorische Technik. Das Narrativ stiftet Sinn, Rechtfertigung und Orientierung, indem es zwischen verschiedenen Ereignissen einen sachlich-kausalen und logischen Zusammenhang herstellt, der seinerseits mit Zweckhaftigkeit ausgestattet ist (siehe Teleologie). Häufig ist ein Narrativ emotional aufgeladen und hat daher eine höhere Überzeugungs- und Motivationskraft als eine rein sachliche, rational-empirische Theorie. Deshalb wird das Narrativ auch gerne in Politik und Werbung eingesetzt.

Vorgehen

Ein Narrativ stellt immer eine chronologische Ordnung zwischen verschiedenen relevanten Ereignissen her, die untereinander in kausalen Beziehungen stehen.

Das Ziel des Narrativs besteht darin, die jetzige Situation verständlich zu machen und eine Handlungsorientierung an die Hand zu geben. Das heisst, das Narrativ muss von seinem Ende, dem Ziel, her konstruiert werden.

Ausgangspunkt bildet somit das Ziel des Narrativs. Was will ich damit bei meinen RezipientInnen erklären (und erreichen), welche Orientierung will ich ihnen geben? Davon ausgehend werden jene Ereignisse ausgewählt, die sowohl relevant als auch untereinander konsistent sind.

Konkretes Beispiel

  • Wichtige Narrative sind die so genannten „grossen Erzählungen“: Dazu gehören sowohl religiöse Geschichten (Jesus‘ Menschwerdung Gottes) als auch politische Geschichtsphilosophien (Marxismus, Liberalismus etc.)
  • Schöpfungsmythen dienen der Beantwortung der Frage nach der Entstehung der Welt und des Orts der Menschen in ihr.
  • Platons Höhlengleichnis erläutert, warum die Menschen sich in einem Zustand der Verblendung befinden und nur unter Widerständen daraus zu befreien sind.
  • Donald Trumps Narrativ vom Niedergang der ehemals grossartigen USA (als Folge demokratischer Herrschaft, politischer Korrektheit, ökonomischen Ausverkaufs und unkontrollierter Immigration).
  • Ein klassisches Narrativ autoritärer Regimes: Die Opposition wird aus dem Ausland gesteuert und alle Missstände gehen auf Sabotageakte der Opposition zurück.
  • Narrative kommen alltäglich vor, selbst in so sachlichen Feldern wie der Wissenschaft. Die Geschichtswissenschaft ist fundamental auf das Narrativ angewiesen und es kaum umgehen kann.
  • Die ökonomische Theorie steht vor der Herausforderung zu beantworten, wie der Kapitalismus als jene Wirtschaftsform entstanden ist, in der eine Bevölkerungsgruppe über Kapital und die andere Gruppe nur über ihre Arbeitskraft verfügt. Das Narrativ der liberalen Ökonomie lautet so, dass die Klasse der KapitalistInnen aus den Fleissigen und Sparsamen hervorging, während die Klasse der ArbeiterInnen aus den Faulen und Verschwenderischen hervorging. Durch dieses Narrativ kann die ansonsten ungerechte Kapital- und Machtakkumulation in den Händen von wenigen retrospektiv legitimiert werden. Damit können die historischen Fakten (Privatisierung der Allmende durch den Adel, koloniale Ausbeutung etc.) verschleiert werden.

Prominente TheoretikerInnen

Probleme

Offenkundig ist das Narrativ eine Form des mythischen Denkens und jedes Narrativ transportiert eine Art Ideologie, d.h. es birgt ungeachtet seiner sinnstiftenden Qualitäten die Gefahr, zur Manipulation missbraucht zu werden.

Verknüpft mit

 

Übersicht über die Techniken

Vom Einfachen zum Komplexen

  1. Freies Assoziieren (Brainstorming)
  2. Mind Map
  3. Relevantes Auswählen
  4. Unterscheiden und Sortieren
  5. Relevantes Auswählen
  6. Definieren
  7. Grafisch Visualisieren
  8. Gestalt Finden
  9. Perspektive bzw. Standort Wechseln
  10. Objektivieren
  11. Zusammenfassen
  12. Paraphrasieren
  13. Beispiel Geben
  14. Metapher Bilden
  15. Narrativ Entwickeln
  16. Implizites explizit Machen
  17. Dogmen und Prämissen hinterfragen
  18. Ordnung Herstellen
  19. Logisches Schliessen und Beweisen
  20. Verallgemeinern / Aus Erfahrung schliessen (Induktion)
  21. Grundstruktur des (wissenschaftlichen) Erkennens
    1. Informationen Recherchieren
    2. Frage Formulieren
    3. Hypothesen Aufstellen
    4. Methode Auswählen
    5. Überprüfen (Verifizieren/Falsifizieren)
    6. Gedankenexperiment Anstellen
  22. Von der Erfahrung zur Theorie (Bottom-Up) oder umgekehrt (Top-down)
  23. Hermeneutisches Verstehen

 

 

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